Baubeschreibung
Die Stadtpfarrkirche ist ein einschiffiger Bau mit einem sechsjochigen Langhaus und einem ausgesprochen weiten Chor, der in sieben Seiten schließt. An der Nordseite die zweistöckige Sakristei, an der Südseite der Turm von 1713, an den die sog. Kerkerkapelle anschließt, so benannt aufgrund der dort befindlichen Figur des gegeißelten Heilandes. Die Westfassade, die weit in die untere Altstadt wirkt, ist schlicht gestaltet.
Gegliedert wird der Außenbau lediglich durch die gemalten Lisenen, der Chor noch zusätzlich durch die gotischen Strebepfeiler. Hier ist das Walmdach der Kirche im Stil eines Mansarddaches gebrochen. Zusammen mit der frühklassizistischen Turmhaube bildet die Chorpartie ein anschauliches Beispiel der Gestaltungsformen vom Ende des 18. Jahrhunderts.
Das Innere der Stadtpfarrkirche ist ein großzügiger Saal mit sparsamem Stuck von Stephan Killer (1937), der die Festlichkeit der Raumhülle unterstreicht. An der Stirnseite des Chors die lebensgroße Kreuzigungsgruppe mit dem großartigen Kruzifix (um 1783) von Roman Anton Boos, darunter das Miesbacher Gnadenbild der Mater dolorosa (1665) von Johann Millauer und mit den Beifiguren der Hll. Maria Magdalena und Johannes (18. Jahrhundert). Seitlich jeweils zwei größere und zwei kleinere barocke Engel, Franz Fröhlich aus Tölz schuf dabei die Größeren. Die Tafelreliquiare stammen noch vom barocken Hochaltar.
Inneres in der neuromanischen Ausmalung von Alois Dirnberger
Am Chorbogen waren ehemals die beiden Seitenaltäre aufgestellt. An den Seitenwänden Heiligenfiguren aus der Mayer’schen Hofkunstanstalt.
Das Kirchenschiff besitzt noch heute das nach dem Brand 1784 gefertigte feine frühklassizistische Kirchengestühl von Mathias Abraham.
Die im II. Vatikanum reformierte Liturgie bewog den Stadtpfarrer Otto Fritz und die damaligen Kapläne Georg Ertl und Karl-Heinz Summerer (den späteren „Olympiapfarrer“) , eine weitreichende Neugestaltung der Kirche in Angriff zu nehmen.
Inneres um 1940
Inneres nach der Umgestaltung durch das II. Vatikanische Konzil. Bild von 1993, Erntedank
Die Kreuzigungsgruppe wurde über dem Altar aufgehängt – als eindringliches Zeichen für die darunter gefeierte Eucharistie. Als neuer Volksaltar wurde ein Steinblock verwendet.
Das Deckengemälde im Altarraum wurde übermalt, die linken und rechten Seitenaltäre durch Tabernakel und Taufstein ersetzt.
Diese Konzeption des Innenraums haben wir auch heute noch vor uns.
Inneres seit 1999
Am Chorbogen sind jetzt zwei runde Bronzereliefs des Bildhauers Joseph M. Neustifter angebracht: Christus und die Jünger in Emmaus (links) und Mariä Verkündigung (rechts). Darunter eine neue Tabernakelstele und ein neuer Taufstein, die vom Bildhauer Bergmeister stammen.
An den Langhauswänden befinden sich sechs Heiligenfiguren:
Im dritten Joch auf der Nordseite die spätgotischen Figuren der Hll. Florian und Margarethe (Anf. 16. Jahrhundert), ihnen gegenüber eine sitzende Muttergottes oder Hl. Anna (17. Jahrhundert) und der Hl. Sebastian (um 1850). Das zweite Joch mit den Apostelfürsten Petrus (um 2000) und Paulus (17. Jahrhundert) leitet bereits zum Altarbereich über. Unterhalb der Figurenreihe die 12 großen barocken Kreuzwegbilder.
Unter der Empore befinden sich die etwas unterlebensgroße Figur des Hl. Josef mit Jesuskind (um 1978) und der bemerkenswerte frühbarocke Rotmarmorgrabstein des Ehepaars Harasser.
Als einen besonderen Schatz hütet die Kirche unterhalb der südlichen Treppe zur Empore acht erhaltene Votivbilder aus den Jahren nach dem großen Brand 1783. Sie sind durchwegs von guter Qualität und werden von einem Gitter des Schlossermeisters Hagn vor Diebstahl geschützt.
Text und Bilder: Alexander Langheiter, 2012