Hader mit Gott, Zölibat und „einfache Gottesdienste“
Wie geht es dir bei der Kommunion-Vorbereitung?
Bei der ersten Stunde war ich derart nervös, aber es hat sich jetzt gelegt. Es ist eine sehr schöne Erfahrung. Wir haben eine homogene Gruppe: 3 Mädel, 3 Buben. Sie verstehen sich gut. Wie die schon miteinander kommunizieren ... Es macht Spass. Die ganze Vorbereitung bringt mich auch ein Stück näher an die Parsberger Pfarrgemeinde. Mir taugts jetzt mittlerweile da in Parsberg. Vorher war ich zwischen Miesbach und Parsberg hin- und hergerissen.
Du bist ja kirchlicherseits ein „alter Hase“.
Wie war bei Dir es im Jugendlichen- Alter ?
Wir sind mit der Familie jeden Sonntag in die Kirche gegangen. Es hat zur Tradition dazugehört. Wenn ich dadurch im Fernsehen den Schluss der „Waltons“ verpasst habe, bin ich nicht so gerne mitgegangen. Ab der Ministrantenzeit (war mit 13 Jahren Quereinsteiger) hat sich das schlagartig geändert. Zu Kolping bin ich dann durch und mit unserem Kaplan Wolfgang Bischof (jetzt Weihbischof Bischof) gekommen. Da gab es nicht viel zu diskutieren und wir sind zu viert inkl. Kaplan Bischof bei der Kolpingsfamilie Miesbach aufgenommen worden. Die Zeit mit Wolfgang war neben dem Jahr mit Kaplan Paul Hauser die schönste Zeit meiner Jugend und Ministrantenzeit!
„Brüche“ im Jugendalter
Bei mir ist es verhältnismäßig glatt gegangen. Schwierig wurde es erst später. Ich bin erst spät, 1999, zuhause ausgezogen. Dann hatte ich eine eigene Wohnung und war viel allein. Damals hatte ich auch Glaubensprobleme. Ich habe damals viel in mich hineingefressen. Ich habe schon mit Jesus und Gott gehadert. Warum ich allein sein muss und bei den andern klappt es so leicht. Ich hatte den Eindruck, das Leben geht an mir vorbei.
Ich habe das damals dadurch verdrängt, dass ich viel bei Kolping gemacht habe, weil ich mich dort wohl, verstanden und angenommen gefühlt habe. Das trifft auch heute noch genau so zu.
Glaubensentwicklung
In dieser Zeit war mir die Liturgie nicht so wichtig. Ich habe versucht, mich über Personen, die mir nahe standen, aufrechtzuerhalten.
Aber dann habe ich meine Frau kennen gelernt. Und das hatte wieder mit Kolping zu tun. Es hat wahrscheinlich schon so sein müssen. Ich war während der ganzen Zeit wohl nicht von Gott verlassen.
Woran liegt der schlechte Gottesdienstbesuch?
Es liegt sicher viel daran, wie die Kirche dargestellt wird. Aber ein Großteil der Probleme ist sicher hausgemacht.
In der Politik ist es ja ähnlich mit der Politikverdrossenheit der Bürger.
Was wird sich in der Kirche ändern, was sollte sich ändern ?
Eventuell würde ein freiwilliger Zölibat mehr Priesteramtskandidaten bringen. Ich kann mir schon vorstellen, dass auch Verheiratete gute Priester sein könnten, auch wenn ich mich an diesen Umstand gewöhnen müsste. Wenn man sich die Priester in den großen Gemeinden anschaut: Die haben viel zu viel Management-Aufgaben. Sie haben zu wenig Zeit für die Leute in der Gemeinde. Es wäre gut, wenn man das ändern könnte.
Ich denke, dass vor allem in der Jugendarbeit mehr Unterstützung durch die „Geistlichkeit“ und die pastoralen Mitarbeiter notwendig wäre. Da fehlt einfach so ein Bindeglied wie es für uns damals in der Jugendzeit die Kapläne waren.
Verändert sich der Glaube, wenn man Kinder hat ?
Er wird intensiver. Ich gehe jetzt auch wieder sehr gerne in die Kirche. Es ist auch wichtig, da etwas Rhythmus hineinzubringen. Ich mag ja mehr die einfachen Gottesdienste. Es muss nicht das Hochamt sein mit Chor und Drum und Dran.
Auto-Verkäufer, 1 Kind