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Das Leben, der Schöpfer, Engagement und Gottesdienste

Was hilft dir im Glauben weiter?

Verschiedene Texte aus der Bibel, Gespräche und Austausch mit anderen Menschen. Ich habe heute nicht mehr den Kinderglauben. Ich bin heute viel freier. Dass es einen Gott gibt, davon bin ich ganz überzeugt. Bei manchen „Glaubenswahrheiten“ unserer Kirche kann ich mir gar nicht vorstellen, dass man darüber streiten konnte, weil sie für meinen Glauben nicht wichtig sind.

Und die Messe?

Miteinander Messe feiern und miteinander beten, das finde ich sehr wichtig. Auch wenn ich über den religiösen Sinn nicht nachdenken würde, ist ein Kirchgang ja auch eine Meditation, die gut tut – die Liturgie ist vertraut, du bist weg vom Getriebe, eine Pause im Lebenslauf. Das trägt die Seele wie auf einer Welle.
Was bedeutet Dir das Evangelium?
Sehr viel, einer der wichtigsten Sätze ist: „ Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wer sich selber nicht gerne mag kann auch dem Nächsten nicht gerecht werden. Das ist eine sehr symmetrische Forderung. Eigen-und Nächstenliebe müssen sich die Waage halten!
Aber vorher steht: Du sollst Gott, Deinen Herrn lieben.
Wenn du mit dir und den Mitmenschen im Reinen bist, dann hast du auch eine gute Beziehung zu Gott. Jedes Leben ist mit vielen Fäden mit seinem Schöpfer verbunden. Wenn diese geleugnet werden, dann können auch die anderen Beziehungen nicht mehr funktionieren.
Einen Herrn, der dich nur packt und schüttelt, den kannst du nicht lieben, wohl aber den guten Hirten, den liebenden Vater, den uns Jesus vermittelt hat

Hast Du Schwierigkeiten im Glauben?
Bei verschiedenen Weltereignissen und Einzelschicksalen, da frag ich mich schon, öfter, was sich unser lieber Gott gedacht hat, als er die Menschen entworfen hat. Aber es sind wohl auch Bewährungsproben für die einzelnen auf ihrem Lebensweg.

Denkst Du manchmal darüber nach, was nach dem Tod kommt?

Ich habe meine Eltern im Tod begleitet. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Er ist das sicherste im Leben. Auf der anderen Seite erwartet uns ganz sicherlich jemand der uns an der Hand nimmt, da bin ich sehr zuversichtlich. Und danach? Da kann’s nur

noch besser werden!

Wann hast Du begonnen über all die religiösen Dinge nachzudenken?

Das war nicht im Religionsunterricht - ich war immer ziemlich brav – es war als meine Schwester tödlich verunglückt ist. Da war ich 16. Da sind die großen Fragen des Lebens sehr mächtig geworden.
Und dann später als unsere Kinder auf die Welt gekommen sind.

Du wolltest etwas tun für Deine Kinder...

Dass kirchliche Arbeit ganz wichtig ist, ist mir besonders klar geworden mit unseren Kindern. Kinder brauchen eine Heimat, auch eine geistige. Die haben wir bei uns in Frauenried in der Kirchengemeinde gesehen.
Damals ist uns bewusst geworden, dass es ganz wichtig ist, dass man zu einer Gemeinschaft zusammenkommt. Die Kinder brauchen mehr als die Eltern, sie brauchen ein ganzes Dorf, die Großeltern, die Verwandtschaft und die Kirchengemeinde – das gehört alles zusammen.

Ob mein Engagement in der Gemeinde für die Entwicklung der Kinder positiv war, kann ich heute nicht beantworten. Die Zeit für das Engagement geht natürlich auf Kosten der Zeit für die Kinder.
Deine Kinder haben gelernt: Du tust etwas für andere.

Meinen Kindern ist die Gemeinde zur Zeit nicht so wichtig. Ich bin auch als Jugendliche gerne in die Kirche gegangen. Ich weiß nicht was da war, dass ich das besser annehmen konnte als meine Kinder heute. Vielleicht entfernt sich ja die Kirche immer mehr von ihren Mitgliedern.

Wo muss sich in der Mutter Kirche etwas ändern?

Bei Themen wie Wiederverheiratete Geschiedene, Zölibat, Frauen im Priesteramt, Ökumene da mein ich, hat der Heilige Geist noch ein schweres Stück Arbeit, um die Schriftgelehrten in unserer Kirche christlich zu stimmen.
Außerdem liegt mir am Herzen, dass die Gemeinden wieder besser ge- und bestärkt werden - möglichst als kleinere Einheiten. In zu großen Einheiten verlieren die Seelsorger die Beziehung zu den Menschen.

Wie stellst Du Dir Seelsorge vor?

Seelsorge muss auch persönlich und individuell geschehen. Vor allem Zuhören ist wichtig.
Ist Seelsorge heute schwieriger?
Der Individualismus ist eine Zeiterscheinung, die verhindert, dass man lernt, sich um andere zu kümmern. Außerdem spielt auch immer die Unsicherheit mit, man könnte den anderen stören oder neugierig wirken. Vielleicht können deshalb manche Seelsorger nicht mehr so gut auf die Menschen zugehen.

Sollte man nicht lieber weniger Gottesdienste halten?

Jeder Verein lebt von der regelmäßigen Zusammenkunft, auch eine Kirchengemeinde. Außerdem sollte man auf dem Land die Kirche, sprich den Gottesdienst, im Dorf lassen und lieber öfter Wortgottesdienste zu günstigen Zeiten feiern, damit die Gemeinschaft gestärkt wird. Wenn im Dorf nichts ist, fahren nur wenige in den nächsten Kirchenort.

Ernährungsberaterin, 2 Kinder