Adventskalender 2024
Ihr Kinderlein, kommet!
Blitzlichter auf das Wunder der atemberaubenden Ankunft Gottes als hilfloses Baby am Rand der Welt
Adventsdilemma
Advent. Dreieinhalb Wochen voller Betriebsamkeit, Vorbereitungsstress, Weihnachtsfeiern mit Glühwein und Gebäck. Oder: Heimlich wachsender Vorfreude, steigender Ungeduld, keimenden Verlangens, sprießender Hoffnung?
Eigentlich wenig Zeit, um allem gerecht zu werden. Was hilft da?
Eine typisch katholische Tugend ist es, (scheinbare) Gegensätze miteinander zu versöhnen. Vielleicht geht das ja auch im Advent.
Wie im Traum
Das bayrische Wort „froasln“ bezeichnet die unwillkürliche Erprobung der Mimik bei kleinen Babies. Wie im Traum wechseln die Gesichtszüge, und die Eltern schauen staunend und verzückt zu. Unter anderem bringen die Kleinen auch manchmal schon ein feines Lächeln zustande.
Das ist gut, denn Lächeln lernen ist wichtig. Auch das Jesukind mag so das Minenspiel geschult, und Maria und Josef damit beglückt haben. Sein Lächeln war und ist der schönste Gruß. Es gilt auch uns.
Gesang oder Instrumental
Unseren Jüngsten, unseren Josef hat meine Frau Loni daheim zur Welt gebracht. Die älteren Geschwister waren währenddessen bei Oma und Opa, und haben ihn bei ihrer Heimkehr mit einem Lied begrüßt: Der Herr segne dich, der Herr behüte dich. Auch das Jesukind ist damals mit Gesang begrüßt worden, allerdings nicht von Geschwistern, sondern von einem großen, himmlischen Heer, das Gott lobte. Ob das himmlische Heer mit Instrumenten ausgestattet war, ist nicht überliefert. Von Jesus wird auch nicht berichtet, dass er eines gespielt hätte. Unser Josef, der aber spielt Trompete.
Erinnerungen
Keiner kann sich an die eigene Geburt erinnern. Das ist bestimmt gut so, aber auch ein wenig schade, weil man dadurch ja auch nicht die Freude seiner Eltern miterleben konnte. Paare, die Eltern geworden sind, haben da einen Vorteil. Sie können die Freude über ihr Kind verstehen als eine ähnlich frohe Erregung, wie sie ihre Eltern empfunden haben, als sie selbst geboren wurden.
Mit Geburt hat auch die Taufe zu tun; sie ist die „Wiedergeburt im Hl. Geist“. Aus diesem Grund ist jede Taufe für die gesamte „Mutter Kirche“, die irdische wie auch die himmlische, ein Grund zu inniger Freude und tiefer Dankbarkeit, einer Gefühlsregung, die jener der biologischen Eltern bei der Geburt ihrer Kinder vergleichbar ist.
Heilige Ungeduld
Wia lang dauert´s denn no? Im Stau, bis wir am Ziel sind; oder an Heilig Abend, bis das Christkind kommt? Eltern kennen die Ungeduld ihrer Kinder oder Enkel und sind ihr bisweilen regelrecht ausgeliefert. Da eine verlässliche Auskunft oft nicht zur Verfügung steht und auch nur die Unzufriedenheit steigern würde, habe ich mir eine standardisierte Antwort ausgedacht und sage in solchen Situationen dann: “Zehn Minuten!”. Das ist nicht einmal gelogen, denn man kann ja gedanklich hinzufügen: mindestens, oder höchstens, auch ist ja der Startpunkt dieser Frist nicht festgelegt.
Auch wenn uns die Ungeduld anderer - und vor allem die eigene - manchmal strapaziert, gibt es doch eine “Heilige Ungeduld", eine Sehnsucht nach Jesus, die wir im Advent pflegen und wachhalten sollen. Die nagende Ungeduld nach dem Geliebten; dass der Herr wiederkommt. Komm, Herr Jesus!
Nikolo bummbumm
Etliche Legenden ranken sich um das Leben vom Hl. Nikolaus von Myra. Wenig bekannt ist, dass er auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 einen abtrünnigen Priester mit einem klatschenden Backenstreich zur Vernunft zu bringen suchte. Arius, sein Gegner, leugnete die Gottheit Jesu Christi und sah in Jesus „nur” einen ganz besonderen Menschen.
Weil Leute wie Bischof Nikolaus sich für den Glauben eingesetzt und sich auch dafür haben einsperren lassen, können wir Weihnachten feiern, die Geburt des göttlichen Kindes. Nüsse, Schokolade und Lebkuchen sind noch das wenigste, wofür wir St. Nikolaus dankbar sein dürfen. Denn: Ganz „besondere“ Menschen sind wir schließlich irgendwie alle :) - Gott und Mensch zugleich ist nur einer, der in der Krippe.
Dagobert Duck
Millionen von Comiclesern ist der Enterich beim allmorgendlichen Bad in Goldmünzen zum Inbegriff von Reichtum geworden. Schade nur, dass er auch als sehr geizig dargestellt wird.
Ganz anders Jesus. Vom Christkind erhoffen wir, dass es äußerst großzügig sei, mit den Geschenken - obwohl es unter sehr armseligen Umständen zur Welt kam.
Ob in Geld gebadet oder auf Stroh gebettet - was macht den Unterschied? Jesus jedenfalls hat nicht nur etwas - sondern sich selbst hergeschenkt, und tut es ununterbrochen, in fortwährender, rückhaltloser Freigiebigkeit.
Joachim und Anna
Die Tradition schildert uns Maria als Kind alter Eltern. Als sie sich schon nicht mehr zu hoffen wagten, Vater und Mutter zu werden, begann für Joachim und Anna die Hoffnung zu keimen. Immer wieder passiert es auch heute noch, dass ein Herzenswunsch dann in Erfüllung geht, wenn man ihn zwar nicht begraben - aber frei gegeben hat, wenn man ihn loslassen konnte.
In geheimer Mission
Eine schwer zu bekämpfende Untugend von uns Menschen ist die Neigung, bei jemand anderem die Schuld für eigenes Versagen zu suchen, Leute zu verdächtigen und ihnen für unser Ungemach die Verantwortung zuzuschieben. Davon verschont sind in der Regel lediglich – kleine Wickelkinder, die Babies. Diesen Vorteil hat Gott genutzt für seine Mission zur Rettung der Menschheit, und es für gut befunden, mit dieser Finte unauffällig hinter die feindlichen Linien zu gelangen, hinter die Maschendrahtzäune und Gräben des Verdachtes, des Misstrauens und der Ablehnung. Geboren zu werden in einem Stall, irgendwo in einer abgelegenen Gegend, als Kind einfacher Leute.
Wer sich auch als Erwachsener einmal wieder so arglos, unverdächtig und unbescholten fühlen will wie ein Baby, für den ist die Beichte das Mittel der Wahl.
Abenteuer Advent
Kaum jemand wird die „staade Zeit“, den Advent, mit dem Wort „Abenteuer“ in Verbindung bringen. Zwar ist im englischen Begriff „Adventure“, also: Abenteuer – der Advent wortwörtlich enthalten.
Auch war für Joseph und Maria die Reise von Nazareth nach Bethlehem sicherlich sehr abenteuerlich – eine weiter Weg, zu Fuß, in der letzten Etappe vor der Entbindung. Kein Zweifel, der Advent, der Weg zur Krippe hat auch was Abenteuerliches. Ein recht abenteuerliches Weihnachtsfest hat vor vielen Jahren unsere älteste Tochter Loni erlebt. Sie musste sich, als sie noch ein Schulkind war, in der Nacht vor Heiligabend den Blinddarm entfernen lassen. Zu unserer sehr großen Freude gelang es der Familie, dass sie in der Hl. Nacht, sorgsam in einen Liegestuhl gebettet, daheim in der Stube die Bescherung mitfeiern konnte und dann wieder ins Krankenhaus gebracht wurde. Für uns alle ein besonders abenteuerliches Weihnachtsfest.
Erwartungen
Was hast Du auf deinem Wunschzettel? Vielfältig sind die Erwartungen, die in uns schlummern; noch vielfältiger und umfangreicher jene, die uns die Werbung vorschlägt. Die Herzenswünsche für den Gabentisch variieren je nach Alter und Naturell zwischen vielen, vielen Gummibärlis und teuren, technischen Geräten, zwischen selbst Gemachtem und selbst Gekauftem. Viel Liebe und Phantasie scheinen oft darin auf.
Den ersten, obersten Platz auf dem Wunschzettel sollten wir uns allerdings immer freihalten, reservieren, wie der schlesische Mystiker Johannes Schäffler in einem Reim zum Ausdruck bringt.
„Ich bitte dich, mein Gott, zwar oft um deine Gaben, doch wisse, dass ich dich viel lieber selbst will haben!“
Weihrauchallergie
Nicht von ungefähr wird bei der Christmette das Kind in der Krippe beweihräuchert. Schließlich hatten bereits die drei Weisen aus dem Morgenland diesen als Geschenk mit im Gepäck. Heute reagiert mancher empfindlich auf den Duft des verbrannten Harzes.
Allerdings: Nach biblischem Bericht wird im Himmel häufig – ja, fast durchgängig Weihrauch verwendet. Ob man sich deshalb nicht vorsichtshalber, in weiser Voraussicht, schon einmal daran gewöhnen sollte?
Smart home
Bei vielen Weihnachtskrippen ist der Hl. Joseph dargestellt mit einem Wanderstab und einer Laterne. Nun findet sich die Laterne nicht unter den Kennzeichen, die in der Kunst für ihn vorgesehen sind. Die Volksfrömmigkeit hat hier aber ein feines Gespür bewiesen. Schließlich gibt die Geburt seines göttlichen Ziehsohnes in dunkler Nacht genug Anlass, sich um die Beleuchtung zu kümmern. Im Stall zu Bethlehem gab es nicht moderne Standards wie heute, kein „Smart home“, wo auf Zuruf eine gut abgestimmte Beleuchtung samt sanfter Hintergrundmusik angeht. Wozu auch. Hier, im Stall zu Bethlehem ist das „Licht der Welt“ zur Welt gekommen. Und Joseph hat ihm geleuchtet.
Stallgeruch
Wie mag es gerochen haben damals, im Stall von Bethlehem? Gerade Gerüche schaffen ja den Wurzelgrund einer dichten Atmosphäre. Mit im Spiel dürften gewesen sein eine modrige Note von feuchtem Holz und altem Mauerwerk, dazu das Aroma von Dung und Einstreu. Die Bauern und Bäuerinnen unter uns haben davon eine deutliche Vorstellung.
Also bekam das Christkind bei seinen ersten Atemzügen Stallgeruch in die Nase. Wie passend! Schließlich war er es, der der Hirt seines Volkes sein würde. Um seine Herde zu weiden, dass sie einmal den „himmlischen Stallgeruch“ atme.
Ähnlichkeiten
Schon die ersten Besuche am Wochenbett bringen Spekulationen darüber hervor, wem das Kind denn ähnlichsehe. Von wem hat es die reizenden Grübchen, die markante Kinnpartie, die Augen- oder Haarfarbe? Von Mama oder Papa oder gar von einem der Großeltern? Wem sieht es am meisten ähnlich?
„Das sieht dir ähnlich!“ sagen wir manchmal, wenn wir bei jemandem eine charakteristische Verhaltensweise erkennen.
Das Christkind wird dazu später, als erwachsener Mann, selbst Stellung beziehen. „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ (Joh 14,9) – denn: „Ich und der Vater sind eins!“ (Joh 10,30)
Was nun uns Christen betrifft, gibt es diesbezüglich einen klaren Auftrag. Uns ist es aufgegeben und in die Wiege gelegt, Jesus immer ähnlicher zu werden. Christ zu sein. Das sieht dir ähnlich! Das steht dir gut!
Eine Vertrauensfrage
Mit einem flauen Gefühl im Magen wird schon manche Mama verfolgt haben, wie der Papa ihr juchzendes Kleinkind ein ums andere Mal hoch in die Luft geworfen hat. Ob das wohl auch St. Josef mit dem Jesusknaben, getan hat, zum Entsetzen der Gottesmutter? - Dieses Spiel mit der Schwerkraft, mit dem kurzen Moment der Schwerelosigkeit? Ein Kribbeln im Bauch und etwas Nervenkitzel gehören dazu, auch wenn kein Papa jemals das Kind fallen lassen würde! Noch manch Erwachsener scheint diesen Reiz zu suchen, wie etwa beim Bungee Jump von der Europabrücke, wie unsere Tochter Sofia.
Gott hat, wenn man so will, seinen Sohn im Stroh landen lassen. Bei Maria und Josef, im Stall zu Bethlehem, dem besten Platz ever.
Stern über Bethlehem
Die Sterndeuter hatten ein recht ausgefallenes Navi, um zum Kind in der Krippe zu gelangen, zum neugeborenen König: Der himmlische Vater hatte ein regelrechtes Himmelsspektakel für sie arrangiert. Nach beglaubigten Sichtungen chinesischer Sterngucker flammte sogar eine Supernova im fraglichen Zeitraum auf und hat den Weisen den Weg zu Jesus gewiesen.
Heute ist die Kirche dieses Navi. Sie will alle Menschenkinder sicher zu Jesus geleiten, sie mit ihm in Verbindung bringen und -halten.
Nostalgie
Früher war alles besser. Stimmt das? Vielleicht sollten wir diese Behauptung nicht vorschnell als nostalgische Anwandlung und unrealistische, rührselige Gefühlsduselei abtun. Bricht sich in dieser Aufwallung etwa eine Erinnerung Bahn, die dem Menschen als Sehnsucht ins Herz gesenkt ist, von seinem Schöpfer, seinem Erfinder?
Was, wenn es dabei im Kern um eine Erinnerung an die Zukunft, an die Ewigkeit geht, an jene Welt, die der Sohn Gottes verlassen hat, um uns davon Kunde zu bringen, von der lichten Herrlichkeit des Himmels, vom Reich Gottes, das allen blüht, die sich ihm von Herzen zuwenden?
Was ist Wahrheit?
„Schau hin auf eines Weibes Züge, das lächelnd auf den Säugling blickt, und fühl's: es ist nicht alles Lüge, was uns das Leben bringt und schickt.“ Theodor Fontane gibt uns diesen Zusammenhang zu bedenken. In der Tat kann die Mitfreude an der Freude einer Mutter in uns spontane Zustimmung aufrufen. „Ja, das ist gut und richtig, was für eine Freude!“ Wie sehr muss doch das Lächeln Marias beim Anblick des Jesukindes uns davon überzeugen: Das ist Wahrheit. ER ist die Wahrheit.
Kindl schaun
Ob wohl jeder der Hirten einen Blick auf das Christkind erhaschen konnte, bei dem Andrang? Manchmal verstellen uns ja größere Leute oder ungünstige Umstände die Sicht auf Interessantes. Abgesehen davon, dass nicht alles des Betrachtens wert ist, nach dem sich unsere Neugier ausstreckt:
Entscheidend ist doch, dass Jesus sie alle gesehen hat, jeden, der sich frohgemut oder sorgenvoll ihm nähert. Er schaut dich an, ist unterwegs zu dir, noch bevor du überhaupt daran denken konntest, dich selbst aufzumachen zu ihm. Sei bereit, ihm zu begegnen. Sei bereit, auf ihn zu hören.
Alternativlos
Ob Christstollen, Apfelstrudel oder Hefezopf, ich bin der festen Überzeugung, dass darin Rosinen zu finden sein sollten. Aber gut, das ist Geschmackssache. Erstaunlich ist jedenfalls, dass es Darstellungen des Jesusknaben gibt, der eine Weintraube in der Hand hält. Will uns sagen: Wo er herkommt, ist das gelobte, das verheißene Land, in dem „Milch und Honig (und Wein?) fließen – das Paradies, der Himmel. Dort hinzugelangen, am Ende der Tage, und andeutungsweise schon in diesem Leben, ist nicht Geschmackssache, sondern Programm.
Heiliger Bimbam
Dass dieser erstaunte Ausruf sich auf einen rätselhaften „Heiligen Birnbaum“ bezieht, ist unwahrscheinlich.
Als „Heiligen Glockenklang“ kann man aber durchaus das dreimalige Angelusläuten bezeichnen. Die Sinnspitze des dazugehörigen Gebets ist das „fleischgewordene Wort“, Jesus, der Sohn Gottes, dessen Geburt aus der Jungfrau Maria wir an Weihnachten feiern. Diese Tatsache ist nun wahrlich Grund genug, sich mindestens dreimal täglich dem Staunen über Gottes unfassbares Handeln anheim zu geben.
Tür und Tor
An diesem Vierundzwanzigsten wartet nicht nur das letzte Türchen des Adventskalenders darauf, dass es aufgetan wird. In Rom wird Papst Franziskus an Heiligabend feierlich die Hl. Pforte des Petersdoms öffnen, um dem Hl. Jahr 2025 Eintritt zu gewähren, auf dass es einziehen möge und uns Hoffnung schenke.
Ob große oder kleine Türen, egal: Entscheidend ist, dass wir ihm, dem Jesukind unsere Herzenstür öffnen, unsere höchstpersönliche Heilige Pforte. Dass es einziehen möge, um es zu besitzen, und mit ihm Leben, Licht und Wonne das Herz erfülle.
Angekommen
Ich steh' an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben.
Ich komme, bring' und schenke dir was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel' und Mut, nimm alles hin
und laß dir's wohl gefallen.
Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren
und hast dich mir zu eigen gar eh ich dich kannt', erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht
wie du mein wolltest werden
Gotteslob Nr. 256, Paul Gerhardt